Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Das Winzer-Jahr im Rheingau- Ein Tagebuch- Bernd Bräuer, Jochen Neher

Dieses zauberhafte Büchlein ist eine Teamarbeit von Jochen Neher,  dem Besitzer des Weinguts Mohr in Lorch im Rheingau und Prof. Dr. Bernd Bräuer, in dessen Verlag das Werk veröffentlicht wurde. Bei der vorliegenden  Publikation  handelt es sich um ein spannend zu lesendes Tagebuch, durch das man einen erkenntnisreichen Einblick in den Arbeitsalltag des Winzers Jochen Neher  entgegengebracht bekommt. 

Zudem enthält das Büchlein viele schöne Fotos aus der Region, auch Gemäldeabdrucke und Zeichnungen, die dem Betrachter den Rheingau näherbringen. Aufgelockert ist das Tagebuch des Winzers durch Anekdoten und kleine Texte, die sich mit dem Weingenießer Johann Wolfgang von Goethe befassen, der im September 1772, von Wetzlar kommend,  nach Ehrenbreitstein (Koblenz) wanderte und dort die Schriftstellerin Sophie von La Roche und ihre Familie besuchte. Die Tochter des Hauses heiratete später den Frankfurter Kaufmann Peter Anton Brentano, dessen Familie in Winkel im Rheingau ein Anwesen besaß, das Goethe 42 Jahre später ebenfalls aufsuchte. Über besagte Reise liest man im Buch auch Wissenswertes und hat Gelegenheit kleine Textauszüge aus Goethes Tagebuch zu studieren, welches durch das Tagebuch Jochen Nehers vortrefflich ergänzt wird. Im Rheingau spielt Zeit offenbar keine Rolle. 

Alles könnte jetzt sein. Man staunt, an welchen Orten der Dichter Goethe dort 1814 und auch ein Jahr später sich kundig gemacht hat und versteht dessen Liebe zum Wein besser, wenn man auf den letzten Seiten etwas über seine Familie und deren beruflichem Tun in Erfahrung  bringen konnte. 

Dass Goethe Wein beschrieb und bedichtete, ist gewiss einigen nicht unbekannt, dass er bei Tisch den Weinbau thematisierte und Weingespräche führte, erahnt man natürlich, dass er Winzerhäuser und Reben zeichnete, wissen jedoch bestimmt nur eine kleine Anzahl von  Goethekennern. Dem Dichter auf Frankfurt hätte das Tagebuch des Winzers Jochen Neher bestimmt sehr gut gefallen und er hätte vielleicht bei Tisch in Weimar daraus vorgelesen, so etwa die Aufzeichnung, die der Lorcher zwischen dem 8. Januar bis 21. Januar gemacht hat und  hätte gewiss anschließend zu diskutieren begonnen. 

Schon hier  zu Jahresbeginn begreift man wie vielschichtig die Arbeit eines engagierten Winzers ist, der z.B. Weinberge zu den eigenen durch Pacht hinzugewinnt, kurz darauf sich eine Woche fachlich weiterbildet und den zum Zeitpunkt als er die Notizen machte, die Terroir-Thematik besonders interessiert hat. Doch ich möchte hier die Tagebucheintragungen nicht verkürzt wiedergeben, denn dies würde die Spannung mindern. 

Vielleicht aber das: Man erfährt, wann die Flaschen gefüllt werden und  macht sich bewusst wie viel Arbeit damit verbunden ist.  Eine Flasche von jeder Sorte wird ins Weinlabor geschickt. Dort werden die wichtigsten Parameter analysiert. Benötigt werden diese für die amtliche Prüfnummer, die jeder Qualitätswein trägt. Was in der Folge geschieht, entnimmt man dem Tagebuch natürlich auch. Neben den Arbeiten im Weinberg und im Keller geht es auch um das Ausliefern der Weine, um Weinproben und vieles andere mehr. 

Von Eintragung zu Eintragung wird immer klarer, was der Winzer und Weingutsbesitzer leisten muss. So gehören auch Fachsitzungen und Besprechungen über Weinbau-Politik beispielsweise zu all dem, was dieser agile Manager mit grünem Daumen auf seiner Agenda stehen hat. 

Ich empfehle das Buch allen sehr gerne, darüber hinaus natürlich die Weine des Weinguts Mohr. Anbei der Link zu den Weinbesprechungen:  https://helga-koenig-wein.blogspot.de/2018/02/bio-weingut-mohr-lorch-am-rhein-5.html
Helga König

Link zum Weingut: www.weingut-mohr.de
Link zum Verlag zwecks Buchbestellung:
http://www.weinstubeambrunnen.de/verlagsbuchhandlung.php